Schritt für Schritt zum perfekten Markennamen. Und welche Fehler du vermeiden solltest.

Wie du Schritt für Schritt einen perfekten Markennamen für dein Produkt oder Unternehmen entwickelst. 

Warum „Gypsy“ ein schlechter Markenname war und warum daraus „Mojak“ wurde. Ein praktisches Fallbeispiel von Emanuel Mauthe, dem Gründer des Hutlabels Mojak (www.mojak.eu). Du erfährst in diesem Artikel, welche Fehler du bei der Namensentwicklung vermeiden solltest, erhältst nützliche Tipps und eine Schritt für Schritt Handlungsempfehlung für die Entwicklung deines Marken- oder Unternehmensnamens.

Ziel des Artikels ist es, dass du einen einzigartigen Markennamen strategisch entwickeln kannst und die wichtigsten Grundlagen und Tipps mit an die Hand bekommst.

Gründen & Meer: Was war die größte Herausforderung während der Gründung deines Hutlabels Mojak?

Emanuel: Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Herausforderungen lauern irgendwie hinter jeder Ecke. Definitiv gibt es immer wieder Tage, an denen ich mich gefragt habe, warum in aller Welt mache ich das überhaupt? Warum kann ich nicht einfach nur „einen normalen Job“ machen und glücklich sein. Aber irgendwie zieht mich diese Art von Herausforderung an.

Der Punkt, der mich wohl am meisten Nerven gekostet hat, war sicherlich die Entwicklung des Markennamens. Angefangen hat alles mit dem Namen „Gypsy“. Ich hatte Versandkartonagen bestellt, Labels gedruckt und meine Logoentwicklung abgeschlossen, um nur mal ein paar Dinge aufzuzählen. Ich war voller Vorfreude endlich loszulegen. Und kam ein Brief, aus dem ich am Ende ganz schön viel Lehrgeld bezahlt habe, aber ohne diesen ich den Artikel jetzt nicht schreiben könnte. Kurz nachdem ich meinen Online-Shop online gegangen bin, hatte ich einen siebenseitigen Brief, einer Englischen Anwaltskanzlei, im Briefkasten. Da ist mir mal kurz das Herz stehen geblieben. Ich erzähle jetzt nur die sachliche und emotionslose Kurzfassung der Geschichte. Nach der ein oder anderen schlaflosen Nacht und nach mehreren Briefwechseln mit der Kanzlei habe ich mich dann dazu entschlossen, den Namen zu ändern und wieder ganz von vorne anzufangen. Gleichzeitig habe ich mich dann intensiv mit dem Thema Markenrecht auseinandergesetzt (so gut es eben geht als nicht Jurist). Im zweiten Anlauf habe ich dann mehr oder weniger drei Monate damit verbracht, einen neuen Namen zu entwickeln, zu recherchieren, Markenverzeichnisse zu durchforsten und literweise Kaffee zu trinken. Die Kosten, die ich hier in Sand gesetzt habe, lagen hier allein für die Versandkartonagen, Labels und die Fahrzeugbeschriftung bei um die 1000 €. Und wenn du an eine nicht so kooperative Kanzlei gelangst, kommen schnell mal noch ein paar Hundert Euro mehr hinzu. 

Mojak ist übrigens ein Wort mit indianischem Ursprung. Genau gesagt stammt es aus der Sprache der Sioux Indianer. Einem der größten Indianerstämme im 18. Jahrhundert in Nord- und Südamerika. Mojak bedeutet umgangssprachlich übersetzt so viel wie „nie still“. Im Kontext des Reisens bedeutet es für mich: „Die Welt ist zu schön, um still zu sitzen – entdecke Sie“.

Im Nachhinein kann ich jedem nur ans Herz legen, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und sich ggf. juristische Hilfe zu holen. Wenn du gerade dabei bist, dir Gedanken über deinen Markennamen zu machen, dann habe ich hier ein paar wichtige Tipps und Tricks für dich zusammen gefasst.

Schritt für Schritt zu einem guten Markennamen - meine Tipps für eine kreative und produktive Ideenfindung.

- Nutze deine Kreativität 

Eines vorweg, ja es gibt Namensgeneratoren wie z. B. NameRobot und Co. Jedoch kann ich diese für einen wirklich guten, einzigartigen und Namen mit Sinn nicht empfehlen. Denn was der Mensch zum Glück besser kann, ist einen kreativen Prozess zu durchlaufen. Daher nimm dir genug Zeit und sei nicht enttäuscht, wenn deine erste spontane Namens-Idee nicht gleich funktioniert. Zeit und Muße ist der Schlüssel zum Erfolg.

- Offline Ideenfindung im ersten Schritt - nutze Stift, Post-its und Papier statt Handy und Computer 

Besorge dir große, farbige Post-its (10 x 10 cm) und schreibe jede einzelne Idee auf einen Zettel. Wichtig ist nur eine Idee pro Zettel. Und klebe diese Post-its an eine freie Wand, am besten an einen Ort, den du täglich besuchst. Bei mir ist es meistens die Türe, die ins Bad geht, da ich hier mehrmals am Tag vorbei laufe und mein Denkprozess jedes Mal aufs neue angestoßen wird. 

 - Frust gehört dazu

Ideen zu generieren ist der eine Punkt. Das größere Problem am Ende ist jedoch oft, dass der Name auch funktioniert, bzw. verwendet werden kann und darf. Bei dem Namen „Mojak“ war der Schlüssel zum Erfolg am Ende ein Wörterbuch aus der Sprache der Sioux. Lass dich inspirieren und versuche es nicht zu erzwingen, der Name entwickelt sich. Recherchieren, Verzweifeln und Frustration ist der richtige Weg, um einem tollen Namen Schritt für Schritt näher zu kommen.  

Ich habe viele Ideen, aber welcher davon ist jetzt gut?

Herzlichen Glückwunsch, du hast die erste Etappe gemeistert. Nachdem du den kreativen Prozess (zumindest fürs erste) erledigt hast, geht es jetzt daran, strategisch jede Namensidee zu überprüfen und dein Bauchgefühl erst mal hinten anzustellen. Nimm dir jetzt jeden Namen auf deiner Liste einzeln zur Hand und überprüfe ihn anhand der unten stehenden sechs Fragen. Damit du am Ende ein vergleichbares Ergebnis bekommst, mache dir eine Tabelle und vergebe für jede der sechs Fragen einen Punkt. Bei Punkt drei und vier kannst du gerne Freunde oder Bekannte dazu ziehen, um deine Ideen zu validieren.


Die wichtigsten Fragen, die du dir stellen solltest, um deinem einzigartigen Markennamen auf die Spur zu kommen und deine Ergebnisse aus dem Brainstorming zu validieren!

1. Ist mein Markenname einzigartig und individuell?

2. Ist mein Markenname kurz und prägnant? Wie klingt mein Markenname?

3. Kann man sich meinen Markennamen merken?

4. Besteht die Gefahr, dass mein Markenname falsch geschrieben werden kann (Buchstabendreher etc.) 

5. Gibt es bereits gleiche oder ähnliche Marken auf dem Markt?

6. Sind Domains & Social-Media-Profile für meinen Markennamen noch frei?

Hinweis: Solltest du dein Produkt international vertreiben, solltest du auch die Bedeutung des Namens in anderen Sprachen beachten. Gerade in der Automobil-Industrie gibt es hier sehr viele Negativ-Beispiele. Zum Beispiel bedeutet E-Tron (ein Elektoauto-Model von Audi) im französischen soviel wie „Dreckhaufen“. 

Wenn du nach intensivem Brainstorming eine Vielzahl von Namens-Ideen hast, kannst du dir die oben stehenden Fragen zur Hand nehmen und wirst feststellen, dass am Ende nur noch eine geringe Auswahl übrig bleibt. So kommst du Schritt für Schritt dem Ziel ein Stückchen näher.


1. Ist mein Markenname einzigartig und individuell?

Mein Tipp, du solltest keinen zu allgemeinen oder beschreibenden Namen verwenden. Den Fehler habe ich mit „Gypsy“ am Anfang gemacht. Ich habe eigentlich keinen der hier aufgeführten Punkte beachtet, sondern mich von meinem Bauchgefühl - während eines Urlaubs leiten lassen. Das war vor allem aus zwei Gründen eine schlechte Idee. Erstens erscheint man natürlich mit einem so generischen Namen bei Google irgendwo auf Seite unendlich und zweitens gibt es bereits Hunderte Blogs, Marken, Shops etc. die irgendwie, irgendwas mit „Gypsy“ heißen. Bedeutet unterm Strich, wenn du kein großes Marketing-Budget hast, wirst du in der Masse untergehen. 

Ob ein Name einzigartig und individuell ist, weißt du erst, nachdem du oben stehenden sechs Punkte für jede deiner Namensideen durchgearbeitet hast. Als Resultat deiner strategischen Auswertung steht unterm Strich dann der einzigartigste und kreativste Name aus deiner Ideensammlung. Es ist ein ständiger Prozess, für den du am besten ein paar Wochen oder Monate Zeit einplanst. 


2. Ist mein Markenname kurz und prägnant? Wie klingt mein Markenname?

Dieser Punkt ist relativ einfach, wenn es zu der Bewertung der einzelnen Namen geht. Jedoch ist es umso schwieriger einen kurzen und prägnanten Markennamen zu kreieren. Lange und zusammengesetzte Wortkombinationen sind natürlich einfacher zu entwickeln, jedoch in der Regel auch schwieriger zu merken. Auch ist es für den potenziellen Kunden natürlich einfacher, wenn dieser bei der Suche nur einen kurzen Namen eingeben muss - klingt logisch, ist aber oft nicht so einfach umzusetzen. Minimalismus und Einfachheit ist die Königsdisziplin in allen Facetten des Lebens- auch bei der Namensentwicklung. 

Ebenfalls sollte die Aussprache nicht unbeachtet bleiben. Denn Marken - und Unternehmensnamen, die komisch klingen oder irgendwie nicht zum Produkt passen können unvorteilhaft in der Ansprache und Vermarktung sein. Auch Studien haben hier herausgefunden, dass der Name eines Menschen seine Karriere, Schulnoten oder sogar die US-Präsidentenwahl in der Vergangenheit wesentlich beeinflusst haben und auch in Zukunft sicher weiter werden. Mehr dazu gerne in einem anderen Artikel über die Macht, die von Markennamen ausgeht. Auf jeden Fall solltest du den Klang auch bei deiner Bewertung am Ende miteinfließen lassen.

3. Kann man sich meinen Markennamen merken?

Diese Frage eignet sich sehr gut um einen ersten kleinen Feldtest im Freundes und Bekannten Kreis durchzuführen. Dadurch bekommst du auch ein Gefühl, wie deine potenziellen Kunden deinen Markennamen sehen und wahrnehmen. Denn, wenn du über Wochen und Monaten an deinen Namensideen arbeitest, kommt es gerne vor, dass man selbst das Gefühl verliert, für das was am Ende wirklich gut ist. Und wie gesagt dein Bauchgefühl alleine wird dich, sehr wahrscheinlich, nicht ans Ziel bringen. 

4. Besteht die Gefahr, dass mein Markenname falsch geschrieben werden kann (Buchstabendreher etc.) 

Auch diesen Punkt testest du am besten wieder in einem ausgewählten Testumfeld. Dadurch bekommst du auch an dem Punkt ein Gefühl dafür, wie deine Idee bei Außenstehenden ankommt bzw. welche Sprach- oder Schreibbarrieren hier eventuell ans Licht gelangen. Am besten ist es natürlich, wenn du deine Zielgruppe bei der Auswahl der Testpersonen miteinbeziehst. 

5. Gibt es bereits gleiche oder ähnliche Marken auf dem Markt? An dem Punkt wird es etwas knifflig. Natürlich kannst du hier zu allererst mal die Suchfunktion von Google nutzen, um zu schauen, ob es hier schon viele ähnliche oder die gleiche Namensidee gibt. Jedoch heißt es noch nicht, dass du auf der sicheren Seite bist, wenn Google hier nichts findet. 

Etwas genauer wird es, wenn du im Verzeichnis des Deutschen Patent und Markenamtes nachschaust und hier deine Recherche verfeinerst. Ebenfalls kannst du deine Recherche im Europäischen Patent- und Markenamt fortsetzen. 

Hinweis: Wenn es einen identischen Markennamen - zu deiner favorisierten Idee - bereits gibt, bedeutet dies nicht, dass du diesen nicht verwenden kannst. Es kommt dann auf die Markenklasse an, in der du deine Marke anmelden möchtest und ob sich das mit der bereits eingetragenen (älteren) Marke überschneidet. 


6. Sind Domains & Social-Media-Profile für meinen Markennamen noch frei?

Hier wird es, bei mehreren Namensideen etwas langwierig. Natürlich kannst du deine Ideen bei Google, Facebook, Instagram und Co. eingeben und schauen, ob das Profil schon belegt ist.  

Wie du schnell und einfach Domains und freie Social Media Profile suchen kannst und den ein oder anderen Tipp zur Markenanmeldung, erfährst du, wenn du dich zu unserem Newsletter anmeldest oder in unserem Gründen & Meer Workshop in Portugal. 


Das Fazit: Warum überhaupt der ganze Aufwand? 

Möchtest du wirklich ein langfristiges Projekt auf die Beine stellen? Wenn du die Frage mit „Ja“ beantwortest, dann zahlt sich die Arbeit am Ende definitiv aus. Natürlich kannst du auch auf dein Bauchgefühl hören und einfach loslegen. Das Problem das passieren kann (nicht muss) ist folgendes. Du arbeitest 2-3 Jahre daran, deine Marke zum Laufen zu bringen, investierst in den Namen und deine Produkte werden langsam bekannt. Jetzt wird nach drei Jahren ein Inhaber einer ähnlichen oder gleichen (älteren) Marke auf dich und deine eingetragene Marke aufmerksam. Eventuell kannst du dich außergerichtlich einigen. Das Schlimmste aber was dir passieren kann, ist, dass die andere Firma von Ihrem Recht gebrauch macht. Das bedeutet deine ganze investierte Zeit in deine Marke und in deinen Namen löst sich über Nacht in Staub auf. Und dann fängst du wieder ganz von vorne an. Dem Markenrecht ist es auch egal, dass du das alles nicht wusstest. Hier zählt nur wer als Erstes da war. Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt viele Ausnahmen und es gibt noch andere spannende Dinge rund um das Thema Markenrecht und Markenentwicklung, die jedoch hier den Rahmen sprengen würden. Auf jeden Fall, weißt du jetzt schon deutlich mehr als viele andere.

Du möchtest dich nicht durch den Dschungel kämpfen und benötigst Hilfe bei der Entwicklung und Kreation deines Marken- oder Unternehmensnamen? Gerne helfen wir dir während unseres "Gründen & Meer Workshop“ oder auch in einem individuellen, für dich und dein Unternehmen zugeschnittenen, Workshop. Mehr Infos bekommst du auch auf www.emanuelmauthe.de.

Rechtlicher Hinweis: Da ich kein Anwalt bin und weder rechtskräftige Aussagen tätigen kann, noch darf, sind meine Tipps nicht rechtlich verbindlich und es bestehen weder Garantie noch Gewähr auf die Richtigkeit. Ich habe jedoch alles mit bestem Wissen und Gewissen recherchiert und für mich selbst und meine Marke „Mojak“ so angewendet

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Warum Daniel bei unserem Markenworkshop mit dabei war? Eine nachhaltige Gründerstorie.

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Zwischen Festanstellung und Nomadenleben - ein Interview mit Stefan von Travelonboards.